Moin!
Tja das Thema "Rückschläge" ist eigentlich etwas, worüber man ungerne spricht. In der Phase seit der verkorksten OP, habe ich ständig Höhen und Tiefen.
Doch wie geht man mit den Tiefen um? Man muss ja immer Leistungsfähig sein, sprich: zur Arbeit kommen und Aufgaben erledigen. Schwächen sind tabu, Zeitziele sind gesetzt und müssen eingehalten werden!
Wie geht man damit um, wenn man sich einfach mal zurückziehen will? Man möchte dabei aber anderen nicht zur Last fallen oder jemanden beleidigen, weil man z.B. vom Besuch eher nach Hause will weil man müde ist. Oder wenn man keinen Alkohol trinken möchte und dadurch eine "Partybremse" ist. Oder, dass man durch die schmerzbedingte Introvertiertheit auch mal gerne für andere "weird" ist.
Tiefen sind bei mir meist latent, also für Aussenstehende nicht sofort sichtbar. In solchen Phasen kann Offenheit helfen. Ich könnte mich anderen anvertrauen und meine Lage erklären. Reden hilft tatsächlich und kann teils echt befreiend sein, weil man dabei viel inneren Druck ablassen kann.
Doch ich kann nicht jeden meine Lage erklären und das will ich auch nicht. Ich möchte nicht so gerne nach aussen zeigen, wie krank ich mich teilweise fühle. Und doch weiß ich, dass es gut tut bei bestimmten Personen sich mal sacken zu lassen und reden zu können.
Das was immer hilft, sind andere Menschen die einen verstehen und helfen wollen. Davon gibt es wie immer nicht viele (jeder der dies liest, nickt wahrscheinlich). Man braucht aber auch nicht viele Freunde, sondern eher die richtigen: denn ich meine die guten Freunde mit gemeinsamer Gegenwart, sind die die einen helfen können und einen Kraft geben.
Wie man sich sicher denken kann, schreibe ich heute über das Thema "Rückschläge", weil ich aktuell wieder einen habe! Ich dachte, das paßt gut, denn so wird das ganze authentischer.
Lange konnte ich mich mit der gesundheitlichen Situation arrangieren, dennoch ist mir klar, dass das nicht lange anhalten wird. Die provisorisch zusammengezimmerte Hütte wird den Regen nicht für ewig abhalten (metaphorisch gesehen). Auf der Arbeit ist es teils sehr schwer, grad wenn man sehr mobil sein muss. Da überwiegen dann nicht immer die Schmerzen, sondern auch die begleitenden Symptome, wie Müdigkeit, Konzentrationslosigkeit, müde Füße usw. Abends falle ich dann so aufs Sofa und mache dann nicht mehr viel. Die Kraft ist dann völlig aufgebraucht.
Ruhe und Entspannung hilft aber ganz gut und ich erfahre dadurch eine zufriedenstellende Schmerzreduktion. Schlafen klappt auch gut. Nachts leide ich meist keine Schmerzen und wie man weiß, ist Schlaf eine mächtige und wichtige Komponente in solchen Situationen.
Alles lief also recht solide.
Bis jetzt.... :-/
Irgendwas ist passiert....
Letztens auf der Arbeit, es war eigentlich ein sehr guter Tag, passierte da etwas: Kurz vor Feierabend zog es bein Laufen kurz in der linken Hüfte und danach schmerzte und brannte es sehr schlimm. Der Schmerz kam aus der Seite zwischen Beckenrand und Trochanter. Das Brennen kam tief aus der hinteren Gesäßmuskulatur und strahlte sehr weitflächig aus, z.B. in die Oberschenkelmuskulatur und leicht in die Fußoberseite. Ich konnte kaum auftreten ohne Schmerzen, und durch das unrunde Laufen, schmerzte sofort das rechte Knie. Quasi die Symptom-Hitliste in akut :-)
Dann wurde es durch Ruhe wieder besser, bis es durch eine falsche Bewegung wieder schmerzhaft in der linken Seite zog und dann alles wieder wie oben beschrieben anfing zu brennen und zu schmerzen.
Dieses Auf und Ab begleitet mich nun schon seit 1-2 Wochen. Ich bin psychisch voll fertig , auch weil ich nachts kaum schlafen kann. Sitzen, stehen, liegen: Alles doof. Aktuell bin ich dabei mit Schmerzmitteln evtl. Entzündungen zu bekämpfen, die evtl. nun aufgetreten sind. Der Hausarzt konnte mich nur weiterschicken und Ibuprofen verschreiben. Zum Glück habe ich bald einen Termin beim Orthopäden, aber ganz ehrlich: Was soll er machen? Denn meine Optionen stehen eigentlich fest:
- Gelenks-Injektionen zur Schmerzreduktion: Kortison, Hyaluron oder Eigenblut. Wirkung ungewiss.
- Neue OP in Salzkotten beim Experten für CAM-Impingement. Entfernung Rest-CAM und operative Therapie des Gelenks (alles was in der ersten OP hätte gemacht werden sollen, aber ausgelassen wurde)
- künstliches Hüftgelenk
Ich mache es kurz:
Ich werde die OP machen lassen.
Ich habe abgewogen, wieviel Sinn diese OP machen würde. Denn ich habe durch die erste OP weniger Vertrauen in diese invasive Therapiemethode.
Zur Entscheidungsfindung habe ich das in Pro und Contra aufgeschlüsselt:
PRO:
- Intensive Untersuchung von Dr. Gazka in Hamburg 2020: Er sprach sich dafür aus, da das Gelenk soweit nicht hoch arthtrotisch sei.
- Die zweite Meinung vom Chirurgen in Salzkotten (FAI Chirurg) klang gut und er sprach von einer positiven Wirkung einer neuen OP. Er sprach sogar von Gelenkserhaltend.
- OP würde diesmal der oben beschriebene Experte für FAI (Femoroacetabuläres Impingement) in Salzkotten durchführen (Empfehlung von Dr Gazka aus Hamburg).
- Mein Orthopäde Dr Greis, war nicht komplett abgeneigt, eher so 50:50. Er sagte aber, wenn die OP gut gemacht ist, sollte ich davon profitieren.
- alle drei genannten Ärzte haben erkannt, dass ein Rest-CAM existiert, welches bei der 1. OP nicht entfernt wurde. (was es genau damit auf sich hat, erkläre ich mal in einem neuen Artikel)
- Bilddiagnostik und alle bereits durchgeführten Untersuchungen sprechen von einem orthopädischen Problem, welches mit dem CAM-Impingement zusammenhängen muss. Es wurde sonst nichts anderes in der Bilddiagnostik gefunden.
- hoher Leidensdruck
- Ich bin in guten Händen, auch Post-OP (war bei der ersten OP komplett anders)
Contra:
- Hausarzt ist gegen die OP. Er meint ich soll mich mit der Situation des Handicaps arrangieren und ist nicht so euphorisch wie der Chirurg aus Salzkotten.
- Lange Ausfallzeit von ca. 6-8 Wochen
- Mögliche Leidenszeit wie nach 1. OP (Ängste und Schmerzen)
- Dinge die während OP auffallen könnten: Gelenk höher arthrotisch als in Bilddiagnostik sichtbar. Dadurch doch keine Gelenkserhaltende OP.
- Schmerzsymptomatik wird durch OP nicht gemildert
Klar in erster Linie lehne ich diese invasive OP erstmal ab. Die Zeit danach wird scheisse werden, das brauche ich nicht schön reden.
Dennoch ist es eine Chance. Und ich bin eigentlich noch zu jung für aufgeben: Wenn man es den Fakten (siehe PRO) nach beurteilt, ist es ja auch eine gute Chance.
Dennoch habe ich lange gehadert und ich musste erst ein Tief bekommen um hier umzudenken. Auch weil im Moment auf der Arbeit soviele Projekte akut sind und ich meine Arbeitskollegen durch einen erneuten Ausfall nicht belasten möchte. Zudem steckt auch Herzblut in den Projekten und da möchte ich nicht so einfach "abhauen", sondern zumindest solange warten, bis diese entsprechend beendet sind.
Dennoch: Der Leidensdruck ist groß und da werde ich wohl oder übel "einen Tod sterben" müssen. In diesem Fall ausnahmsweise mal: "Nach mir die Sinnflut" (Mein Gott, ich spiele anscheinend gerne mit Metaphern :-D)
Ich werde nun Kontakt zum Chirurgen in Salzkotten aufnehmen und alles weitere werde ich hier im Blog sicher bald schreiben :-)
Bis dahin:
Schmerzfreie Grüße!
Euer Henning